Die Schweizerische Vereinigung des Medizinischen Gipsfachpersonals (SVmG) hat im Jahr 2017 mit H+ Bildung ein Projekt gestartet mit dem Ziel, eine schweizweit einheitliche Weiterbildung zur Gipsfachfrau/zum Gipsfachmann zu lancieren. In der Schweiz fehlte es bis anhin, im Vergleich zur europäischen Nachbarschaft, an einer einheitlichen Weiterbildung mit diesem Schwerpunkt. In den Niederlanden zum Beispiel können sich Fachleute bis auf Meisterstufe in der Gipstechnik ausbilden lassen.
Die ursprüngliche Planung sah eine zweistufige Weiterbildung vor: In der Stufe 1 war ein Lehrgang zur Vermittlung der häufigsten Standardanwendungen, in der Stufe 2 die Thematik von selteneren und aufwändigen Gipsanwendungen vorgesehen. Nach der Ausschreibung hatten sich entgegen unseren Erwartungen nur wenige Interessent:innen gemeldet. Die Umfrage von H+ Bildung hat gezeigt, dass sich die meisten Gipsanwender: innen an sporadischen Fachtagungen oder «on the Job» das nötige Können aneignen und daher kein Bedarf an einer Weiterbildung in Form eines Lehrgangs bestand. Aus dieser Ausgangslage entstand die Zertifikatsprüfung: Der theoretische Wissenserwerb wurde als Eigenleistung der Kandidat:innen über die E-Learning Plattform sichergestellt. Medizinische Gipsfachleute sollen über ein vertieftes Fachwissen zurückgreifen können, vergleichbar z. B. mit der Ausbildung der Wundexpert:innen.
Medizinische Gipsfachleute sollten auf ein vertieftes Fachwissen zurückgreifen können.
Die Zertifikatsprüfung wurde am 13. Dezember durchgeführt. Am Vormittag fand eine vierstündige schriftliche Fachprüfung statt und am Nachmittag die praktische Prüfung, in der das handwerkliche Können im Fokus stand. Dabei wurden den Kandidat:innen Prüfungsfälle mit tiefem, mittleren und hohem Anspruchsniveau zugeteilt. Die Fallbeschreibungen beinhalteten das Unfallereignis und die Befunde, dokumentiert z. B. mit Röntgenbildern. Mit diesen Informationen hatten die Kandidati:nnen eigenständig zu entscheiden, welche Gipsapplikation anzuwenden war. Zwei Expert:innen des SVmG beobachteten dabei die praktische Ausführung an einer Figurantin. Neben der fachlichen Ausführung spielte auch die Beratung der Patientin/ des Patienten eine wichtige Rolle. Zur Beurteilung der praktischen Leistungen haben die Expert:innen des SVmG detaillierte Kriterienkataloge erarbeitet, damit die Prüfungsergebnisse nach einheitlichen und fachlich gesicherten Kriterien überprüft werden konnten.
Zur Weiterführung und Überprüfung des Angebots wird sich die Projektgruppe über die Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen und das Angebot falls nötig anpassen. Nach heutiger Planung wird es auch im Jahr 2022 wieder eine Zertifkatsprüfung geben.
Beat Bättig
Bereichsleiter Pflege, Behandlungstechnik