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22. März 2024

Schweizer Suchtpanorama 2024

Mehr gefährdete Jugendliche und zu wenig Schutz

Der Anteil vulnerabler Jugendlicher ist grösser geworden und sie haben ein höheres Risiko, zu Suchtmitteln wie Nikotinprodukten zu greifen oder in die sozialen Medien zu flüchten. Sucht Schweiz stellt fest, dass der Schutz der Jugend im aktuellen gesellschaftlichen Kontext nicht mehr genügt und auf allen Ebenen rasch gehandelt werden muss.

Der Mehrheit der Jugendlichen in der Schweiz geht es recht gut, aber der Anteil von Mädchen und Jungen mit schlechtem Wohlbefinden hat sich vergrössert. Besonders betroffen sind Mädchen im Alter von 13 und 15 Jahren. Dies ist eines der Resultate
der nationalen Studie «Health Behaviour in School-aged-Children» (HBSC) von 2022 bei 11- bis 15-Jährigen.

Der Zigarettenkonsum ist nicht zurückgegangen, während eine neue Gruppe von Jugendlichen entstanden ist, die E-Zigaretten und Snus konsumieren, wobei Mädchen stärker als Jungen betroffen sind.

Die neuen Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 zeigen, dass der Anteil von jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren, die angeben, mittel oder stark psychisch belastet zu sein, seit 2017 von 3,9 Prozent auf 8,7 Prozent gestiegen ist. Der Anteil derer, die während der letzten 12 Monate wegen eines psychischen Problems in Behandlung waren, stieg von 7 Prozent auf 14 Prozent. Die Pandemie hat sicher zu dieser Verschlechterung beigetragen, aber Studien zeigen, dass die Tendenz bereits vorher begonnen hat.

Substanzkonsum unter Jugendlichen bleibt hoch

Nach den neuen Daten der HBSC-Studie von 2022 bleibt der Substanzkonsum unter Jugendlichen hoch oder verstärkt sich gar noch in einzelnen Bereichen. So ist der Zigarettenkonsum nicht zurückgegangen, während gleichzeitig eine neue Gruppe von
Jugendlichen entstanden ist, die E-Zigaretten und Snus konsumieren. Mädchen sind hier stärker betroffen als Jungen. Besorgniserregend ist der Anstieg des Zigaretten- und Alkoholkonsums bei den 13-Jährigen.

Gegenüber 2018 geben mehr als doppelt so viele Mädchen eine problematische Nutzung der sozialen Netzwerke an.

Die Daten zu den Online-Aktivitäten der Jugendlichen zeigen, dass 2022 4 Prozent der Jungen und mehr als doppelt so viele Mädchen (10 %) im Alter von 15 Jahren eine problematische Nutzung der sozialen Netzwerke hatten, was bei den Mädchen
gegenüber 2018 mehr als eine Verdoppelung darstellt.

Gesundheit der Jugendlichen und Substanzkonsum

Gemäss der HBSC-Studie steht ein schlechter Gesundheitszustand und ein schlechtes psychisches Wohlbefinden sowie stark empfundener Stress in Zusammenhang mit einem häufigeren Alkohol-, Zigaretten und E-Zigarettenkonsum. Dasselbe lässt sich auch für Medikamente «um sich zu berauschen» feststellen. Und schliesslich nutzte die Hälfte der 15-Jährigen 2022 die sozialen Netzwerke oftmals, um vor negativen Gefühlen zu flüchten (im Jahr 2018 noch etwa ein Drittel).

Die Hälfte der 15-Jährigen nutzte 2022 die sozialen Netzwerke oftmals, um vor negativen Gefühlen zu flüchten. 2018 war es noch etwa ein Drittel.

Jetzt die Prävention verstärken!

Erfolgreiche Prävention setzt einerseits bei der Regulierung und den Umweltfaktoren an und stärkt andererseits die Individuen, um sich gesund zu verhalten. Es braucht beides, um den Substanzkonsum und problematische Verhaltensweisen bei Jugendlichen zu verhindern oder zu vermindern. Doch Faktoren wie Welt- und Umweltlage, der Druck der Sozialen Medien und die Schule sind für viele Jugendliche belastender geworden.

Offensichtlich genügen die heutigen Präventionsmassnahmen laut Sucht Schweiz nicht mehr. Die Situation beim Substanzkonsum und gewissen problematischen Verhalten verbessere sich nicht und bleibe beunruhigend. Deshalb fordert Sucht Schweiz rasches Handeln auf allen Ebenen.

Unter anderem gelte es, die Erziehungsarbeit und die Ressourcen von Jugendlichen zu stärken sowie die Früherkennung bzw. die Frühintervention. Wichtig sei auch eine wissenschaftsbasierte Prävention: Die präventive Wirkung von Aufklärung in der Schule zu Substanzen und suchtgenerierenden Verhalten sei bisher kaum nachweisbar und könne je nach Thema und Alter gar kontraproduktiv sein. Es gelte nun, stärker in Präventionsprogramme zu investieren, deren Effektivität nachgewiesen wurde, und die Finanzierung der Prävention zu fördern.

Beitragsbild: Canva.com

   

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