Die Politik verlangt seit Jahren im Gesundheitswesen zu sparen, um die Kosten zu dämpfen. Doch die wachsende Bevölkerung nimmt – auch infolge des demografischen Wandels – immer mehr medizinische Leistungen in Anspruch. Zudem steigen die Kosten wegen der Inflation. Denn die Spitäler und Klinken können im Gegensatz zu anderen Branchen ihre Tarife nicht an die Teuerung anpassen bzw. müssen diese mit den Krankenversicherern aushandeln.
Unabhängig von der Inflation sind die ambulanten Leistungen um 30 Prozent unterfinanziert, die stationären um 10 Prozent. Der finanzielle Spielraum der Spitäler und Kliniken wird immer kleiner oder ist gar nicht mehr vorhanden. Gesundheitsinstitutionen müssen aber Gewinne machen können, um für die Zukunft Investitionen zu tätigen, ansonsten werden sie früher oder später nicht mehr in der Lage sein, ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen.
Schon jetzt können die Spitäler nicht mehr alle Patient:innen so behandeln, wie sie es verdient hätten oder wie sie es werden sollten. Insbesondere die Notfallversorgung ist in den letzten Monaten an ihre Grenzen gestossen. Das hat auch damit zu tun, dass die Grundversorgenden in den Praxen wie Kinderärzt:innen und Hausärzt:innen ihren Versorgungsauftrag infolge Personalmangels nicht mehr richtig erfüllen können und in der Folge Patient:innen vermehrt in den Spitalnotfall gehen. Aber auch Betten mussten aufgrund von fehlendem Personal geschlossen werden, mit der Konsequenz, dass weniger Patient:innen behandelt werden und den Institutionen dadurch Erträge fehlen.
Die aktuellen Herausforderungen zeigen, dass das Finanzierungssystem unseres Gesundheitssystems an seine Grenzen stösst. Damit die Spitäler und Kliniken ihren Leistungsauftrag erfüllen und dafür ausreichend Personal anstellen und im Betrieb halten können, muss die Politik die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.
Kantonale «Finanzspritzen» widersprechen jedoch der neuen Spitalfinanzierung, die 2012 eingeführt wurde. Diese hat zum Ziel für gleich lange Spiesse unter öffentlichen und privaten Spitälern zu sorgen. Unterstützen nun Kantone nur öffentliche Spitäler kreiert dies Ungerechtigkeiten.
Angesichts der allgegenwärtigen Unterfinanzierung der Spitäler ist eine rasche und wirksame Entlastung nur möglich, wenn die Tarife angepasst werden. Daher fordert H+ von Politik und Versicherern, alle Tarife dringend um mindestens fünf Prozent zu erhöhen sowie diese zukünftig prospektiv inflations-indexiert festzulegen. Denn die Kostenentwicklung muss sich in den Tarifen widerspiegeln. Erste Gespräche haben dazu schon stattgefunden, weitere werden folgen.