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15. August 2023

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Digitalisierung in der Pflege: quo vadis?

Die Suche nach Lösungen für den Fachkräftemangel in der Pflege beschäftigt die Führungspersonen. Kann die digitale Transformation kurz- oder langfristig zur Lösung des Fachkräftemangels beitragen?

Digitalisierung im Pflegeberuf bezieht sich auf den Einsatz digitaler Technologien, um die Pflegepraxis zu verbessern und zu optimieren. Das Ziel besteht darin, den Pflegeprozess zu erleichtern, die Qualität der Pflege zu optimieren und Pflegenden mehr Zeit für den direkten Kontakt mit Patient:innen zu ermöglichen. Beispiele für Anwendungsbereiche von digitalen Technologien im Pflegebereich sind:

  • elektronische Akten von Patient:innen zur Dokumentation von medizinischen Daten und Informa­tionen;
  • Monitoring-Systeme zur Überwachung von Vitalparametern wie Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung;
  • telemedizinische Anwendungen, um Patient:innen aus der Ferne zu betreuen und zu behandeln;
  • Robotik und Automatisierung zur Unterstützung von Pflegeprozessen (Medikamentengabe, Mobilisation u. a.);
  • mobile Applikationen und «Wearables» zur Unterstützung der Patient:innen im Selbstmanagement und zur Verwaltung von Gesundheitsdaten.

Alle Anwendungen benötigen jedoch definierte Prozesse, digitale Kompetenzen und eine passende Infrastruktur. Prozesse zu gestalten und neue Abläufe zu implementieren, erfordert ein spezifisches Wissen und Verständnis – beides muss bereits im Studium vermittelt und laufend entwickelt werden.

Grösstes Hindernis: der Ressourcenmangel

Untersuchungen zur digitalen Transformation im Gesundheitswesen ergeben ein klares Bild: Als grösstes Hindernis gilt der Ressourcenmangel – fehlende Zeit, fehlendes Personal und fehlendes Know-how. Die Implementierung digitaler Technologien erfordert hohen organisationalen Support und nachhaltige Leadership-Unterstützung. Eine innovative Kultur ist gefragt – mit «Champions», die neue Technologien einführen und deren Anwendung fördern.

Digitale Lösungen zu implementieren und zu validieren ist zunächst mit vielen zusätzlichen Aufgaben verbunden. Der Dokumentations-, Edukations- und Schulungsaufwand erhöht sich. Mehr Daten und mehr Anwendungen bergen auch Gefahren: Datenschutz, ethische Fragestellungen und technische Abhängigkeiten sind nur wenige Beispiele. Sie erfordern Aufmerksamkeit und binden Ressourcen.

Wie soll die digitale Welt der Pflege aussehen?

Mein Fazit: Die digitale Transformation ist kurzfristig keine Lösung für den Fachkräftemangel. Zuerst gilt es, optimale Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft zu gestalten. Dabei müssen wir uns überlegen: Wie soll die digitale Welt der Pflege aussehen? In welchen Bereichen kann Digitalisierung einen Mehrwert bieten? Und was zeichnet Pflege in Zukunft in einem technisierten Umfeld aus?

Eine zunehmende Individualisierung der Bedürfnisse von Patient:innen, Mitarbeitenden und Institutionen in der Gesundheitsversorgung ist zu beobachten. Dies zu ignorieren oder zunächst abzuwarten, wird zu einem Wettbewerbsnachteil führen. Denn langfristig können technische Innovationen und neue Prozesse eine Entlastung für den Fachkräftebedarf in der Pflege bringen – und dadurch den Fokus auf den Caring-Aspekt der Pflege ermöglichen.

Gabi Brenner
Direktorin Pflege, Co-Direktion DPM, Universitätsspital Zürich, gabi.brenner@usz.ch

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