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Competence Readtime3 min
3. November 2022

Exklusivinterview

Vier Fragen an die neue H+ Präsidentin Regine Sauter

Die heute zur neuen Präsidentin von H+ gewählte Nationalrätin Regine Sauter äussert sich im Gespräch mit Competence über die Herausforderungen im Schweizer Gesundheitssystem und über ihre Ziele als H+ Präsidentin.

Wo sehen Sie aktuell die grössten Herausforderungen im Schweizer Gesundheitswesen?

Wir dürfen in der Schweiz stolz auf unser Gesundheitswesen sein: Wir verfügen über eine hervorragende Grundversorgung, modernste Spitzenmedizin, ausgezeichnete Rehabilitationsangebote und hochstehende Einrichtungen für die Langzeitpflege. Dies hat allerdings seinen Preis. Was wir als Patientin oder Patient als Selbstverständlichkeit betrachten, belastet uns als Prämienzahlerin oder Prämienzahler mit immer höheren Krankenkassenprämien. Dabei geht oft vergessen, dass steigende Prämien ein Abbild steigender Kosten sind und dass die steigenden Kosten v. a. durch eine stetige Ausdehnung der Leistungen zustande kommen. Die Herausforderung im Gesundheitswesen bedeutet deshalb, laufend die Frage zu stellen, ob wir die richtigen Leistungen in der besten Qualität und auf effiziente Weise erbringen, daraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen und Massnahmen umzusetzen. Dass wir Leistungen regelmässig auf Notwendigkeit und Ergebnisqualität überprüfen, ist nicht zuletzt auch aufgrund des Fachkräftemangels sowohl in der Pflege als auch in der Ärzteschaft unabdingbar. Mehr Fachleute auszubilden ist zweifellos ein Gebot der Stunde. Ebenso wichtig ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie mit Überzeugung am eingeschlagenen Berufsweg festhalten.

Gerade angesichts des Mangels an Fachpersonal aber auch der geltenden Finanzierungsstrukturen müssen neue Wege beschritten und konsequent weiterverfolgt werden. Das bedeutet grössere Spitalverbünde, überregionale Koordinationen und neue integrierte Modelle.

Und konkret im Spital- und Klinikwesen?

Anknüpfend an die oben geschilderte Ausgangslage ist erstens die grundsätzliche Frage zu stellen, ob die Schweizer Spitallandschaft für die nächsten Jahrzehnte richtig konzipiert ist. Gerade angesichts des Mangels an Fachpersonal aber auch der geltenden Finanzierungsstrukturen müssen neue Wege beschritten und konsequent weiterverfolgt werden. Das bedeutet grössere Spitalverbünde, überregionale Koordinationen und neue integrierte Modelle. Es braucht nicht überall alles: In den Regionen ist eine gute Notfall- und Grundversorgung wichtig, Spezialisierungen können noch mehr konzentriert werden. Gleichzeitig gilt es, die Entwicklung zu vermehrten ambulanten Behandlungen aktiv aufzunehmen. Dafür müssen aber auch die Rahmenbedingungen durch die Politik richtig gesetzt werden: Die Tarifierung muss die effektiven Kosten abbilden, ambulante Leistungen müssen so finanziert werden, dass keine Fehlanreize mehr bestehen.

Welche Vision haben Sie für den Spitalverband H+?

Unser Verband soll die massgebende Stimme sein, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen der Spital- und Pflegelandschaft Schweiz für die nächsten Jahrzehnte zu definieren. Er hat die Kompetenz und auch die Legitimation dazu. Es ist so, die Bedürfnisse der Mitglieder von H+ sind unterschiedlich, denn sie haben unterschiedliche Schwerpunkte, Leistungsaufträge, Rechtsformen und vieles mehr. Es eint sie jedoch das Ziel, zu einer umfassenden, modernen und qualitativ höchststehenden Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung beizutragen. Die Stärke von H+ liegt genau darin, dass der Verband dieses Netzwerk verstärken und dessen Leistungen nach aussen tragen kann.

Welche politischen/inhaltlichen Schwerpunkte möchten Sie als Präsidentin von H+ setzen?

Wir müssen auf politischer Ebene endlich die Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen neu regeln. Die heutige Finanzierung steht der notwendigen Verlagerung von stationären zu ambulanten Leistungen im Weg und setzt völlig falsche Anreize. Es ist zudem mein erklärtes Ziel, zur Einigung der verschiedenen Akteure auf eine neue Tarifstruktur im ambulanten Bereich beizutragen. Und nicht zuletzt ist H+ auch ein Arbeitgeberverband. Als solcher ist es unsere Aufgabe, unsere Mitglieder in arbeitsrechtlichen und standespolitischen Fragen sowie im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung wirkungsvoll zu unterstützen – nicht zuletzt auch gegen unrealistische Forderungen von Gewerkschaften, denen bekanntermassen nur wenige unserer Mitarbeitenden überhaupt angehören.

Beitragsbild: Zürcher Handelskammer

   

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