Der Bedarf an muslimischer Seelsorge in öffentlichen Institutionen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Verschiedene Kantone arbeiten seit einigen Jahren daran, dass besonders Spitäler und Kliniken regelmässige, qualitativ hochwertige muslimische Seelsorge anbieten können.
Muslimische Seelsorge im Spital findet in der Regel auf Anfrage statt. Das bedeutet, muslimische Seelsorgende werden auf Wunsch von Patient:innen oder Angehörigen, aber auch von der christlichen Seelsorge und der Pflege gerufen. Meist geht es dabei um die Begleitung und Unterstützung in besonders belastenden und Krisensituationen wie der Diagnose einer schweren Krankheit, ernsthafte Krankheitsverläufe oder Todesfällen. Muslimische Seelsorgende leisten zudem Vermittlungsarbeit in der Kommunikation und bei Konflikten zwischen Patient:innen und Angehörigen oder dem Spitalpersonal. Zu den erbrachten Dienstleistungen gehören auch Koranrezitationen, gemeinsame Bittgebete und die Beratung bei Fragen zur Ausübung der religiösen Praxis während des Spitalaufenthalts sowie die seelsorgerliche Begleitung von Patient:innen und Angehörigen bei ethischen Entscheidungsfindungsprozessen.
Muslimische Seelsorge ist ein neues Tätigkeitsfeld mit hohen Anforderungen an die Ausübenden. Aktuell wird diese Dienstleistung meist noch ehrenamtlich erbracht. Das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) hat 2020/2021 den neuen CAS «Muslimische Seelsorge in öffentlichen Institutionen» durchgeführt. Die zweite Durchführung findet 2022/2023 erstmals in der französischen Schweiz statt. In der Deutschschweiz ist auf Anfang 2023 eine zweite Durchführung geplant.
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