Die Arzneimitteltherapie von Kindern ist eine der grössten Herausforderungen der Medizin. Medikationsfehler, insbesondere durch fehlerhafte Dosierungen, treten in ärztlichen Praxen, Apotheken und Spitälern häufig auf und können schwerwiegende Folgen für junge Patient:innen haben. Drei Hauptgründe für dieses seit langem bekannte Problem:
Kinderärzt:innen müssen Daten aus verschiedenen Quellen zusammentragen und die Dosierung individuell für jedes Kind berechnen. Die Komplexität dieser Aufgabe führt zu fehleranfälligen Dosierungen, bei denen sogar Tagesdosen als Einzeldosen interpretiert oder Maximaldosen missverstanden werden, was zu gefährlichen Überdosierungen führen kann.
Als erster Schritt zur Verbesserung hat der Bund eine nationale Datenbank mit harmonisierten Off-Label-Dosierungsempfehlungen ins Leben gerufen. Obwohl diese ein wichtiger Schritt ist, konnte eine aktuelle Simulationsstudie¹ aufzeigen, dass eine Datenbank alleine nicht ausreicht: So waren 16 Prozent der berechneten Dosierungen fehlerhaft, obwohl sie strukturiert in der Datenbank vorlagen. Der Grund: Die korrekte Berechnung der individuellen Dosis ist fehleranfällig.
Trotz der schwierigen Ausgangslage zeichnet sich eine Lösung ab: Heute können intelligente eHealth-Tools, sogenannte «Clinical Decision Support»-Tools, Fachpersonen bei der patientenindividuellen Berechnung unterstützen. Die Schweiz nimmt eine Vorreiterrolle in Europa ein: Das Universitäts-Kinderspital Zürich hat nämlich vor rund fünf Jahren die Notwendigkeit einer zukunftsgerichteten Lösung erkannt, kurzerhand ein Start-up gegründet, das wiederum ein intelligentes Tool entwickelte. Das Tool namens «PEDeDose» wird unterdessen in mehreren grossen Kinderspitälern sowie in ärztlichen Praxen und Apotheken in der Schweiz eingesetzt.
PEDeDose enthält eine umfangreiche Datenbank mit über 300 Wirkstoffen zu Medikamenten. Vor allem aber nutzt es Algorithmen, die eine patientenindividuelle Dosierung basierend auf Angaben wie Geburtsdatum, Körpergewicht und -grösse berechnen. Die Ergebnisse der Simulationsstudie¹ zeigen, dass durch die Nutzung von PEDeDose die Fehlerrate bei Dosierungen um beeindruckende 77 Prozent gesenkt werden konnte.
Dennoch bleibt die Implementierung solcher innovativen Tools in der Schweiz eine Herausforderung, da für pädiatrische Anliegen in Spitälern, Apotheken oder Praxen oft die Ressourcen fehlen. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, haben sich Bund sowie Stände- und Nationalrat für den Einsatz von eHealth-Tools ausgesprochen, um Medikationsfehler zu reduzieren. Mit intelligenten eHealth-Tools wie PEDeDose können die Morbidität und Mortalität bei jungen Patient:innen nachweislich gesenkt werden, was einen bedeutenden Schritt in Richtung einer sichereren und effektiveren Behandlung von Kindern darstellt.
Beitragsbild: Smarte eHealth-Tools helfen bei der präzisen Dosierung von Kindermedikationen (Foto: Kinderspital Zürich).