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13. Februar 2024

BACKGROUND

Tag der Kranken am 3. März 2024

Nach schwerem Unfall mit neuem Mut in die Zukunft

Zuversicht stärken: Unter diesem Motto findet am 3. März 2024 der Tag der Kanken statt. Mut macht auch die Geschichte von Martin Bieri, der bei einem unverschuldeten Unfall Arm und Fuss verloren hat.
Competence Sarah Fogal

Autorin

Sarah Fogal

Redaktionelle Koordination Competence

sarah.fogal@hplus.ch

Es ist der 7. August 2015. Martin Bieri aus Kräiligen (BE) ist mit seinem Motorrad auf dem Heimweg. In einer Kurve kommt es durch einen abgelenkten Autofahrer zu einer Streifkollision. Eine Pflegefachfrau, die nahe der Unfallstelle wohnt, rettet ihm das Leben, indem sie bereits vor dem Eintreffen der Ambulanz erste Hilfe leistet und notfallmässig seine Blutungen stillt. Trotzdem verliert Martin Bieri in Folge des Unfalls einen Arm und einen Unterschenkel. Trotz dieses schweren Schicksalschlages steht der 55-Jährige heute wieder voll im Leben: Der gebürtige Berner hat sich zum ersten arm- und beinamputierten Fahrlehrer der Schweiz umschulen lassen und mit Gleichgesinnten den Verein www.ufstah.ch gegründet. Dieser bietet Menschen in schwierigen Situationen Gespräche an und unterstützt sie auf ihrem weiteren Lebensweg.

Aus dem lichterfüllten Raum zurück ins Leben

Der Weg zurück ins Leben ist für Martin Bieri alles andere als einfach. Nach dem Unfall verbringt er einen Monat im Inselspital. Der Familienvater von damals zwei jungen Erwachsenen verliert nicht nur Arm und Unterschenkel, sondern leidet an einem Schädel-Hirn-Trauma, einem gebrochenen Kehlkopf und mehreren Knochenbrüchen. «Ich hatte damals solche Schmerzen. Ich war mir sicher, dass ich sterben werde», erzählt Bieri. Auf der Intensivstation erlebt er eine Nahtoderfahrung: «Ich kam auf einem Förderband in einen lichterfüllten Raum. Um mich herum standen braun gebrannte, glücklich aussehende Menschen. Sie haben mich berührt, danach konnte ich aufstehen und den Raum verlassen.» Nach diesem Erlebnis sei ihm klar geworden, dass er noch nicht bereit war zu sterben.

Der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir bei der Genesung am meisten geholfen.

Martin Bieri, Reha-Patient nach schwerem Unfall

Das Nahtoderlebnis ist für Martin Bieri ein Schlüsselmoment. Er akzeptiert seine Situation und ist bereit, für sich, seine Familie und eine neue Zukunft zu kämpfen. Nach dem Spitalaufenthalt verbringt Martin Bieri neun Monate in der Rehaklinik Bellikon. Es ist eine Zeit, in der er all seine Kraft aufbietet, um wieder ins Leben zu finden. Der 55-Jährige benötigt verschiedene Therapien und braucht weitere Operationen: «Ich war positiv eingestellt, denn jede Operation hat mich ein Stück gesünder gemacht.»

Patient:innen in der Rehaklinik-Bellikon sind zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen.

Martin Bieri ist so lange in Bellikon, dass er viele Menschen kommen und gehen sieht. Der Austausch zwischen den Betroffenen ist für ihn sehr wichtig und er möchte für jene da sein, die nach einem Unfall neu in die Reha kommen. «Am Ende hat mir der Austausch mit anderen Betroffenen am meisten geholfen.» Auch aus dieser Erkenntnis hinaus hat er mit anderen Bekannten den Verein www.ufstah.ch gegründet. Patient:innen seien in der Rehaklinik-Bellikon zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen, Freundschaften entstanden. «Wir haben auch viel gelacht. Ich habe in neun Monaten nur Gutes erlebt, was sicher auch damit zu tun hat, dass ich offen auf die Menschen zugehe.» Noch heute steht Martin Bieri in Kontakt mit Patient:innen von damals und besucht die Rehaklinik Bellikon hin und wieder: «Sie machen sehr tolle Arbeit.»

Erster arm- und beinampurtierter Fahrlehrer

Vor seinem Unfall war Martin Bieri Maler, ein Beruf, der nun undenkbar ist. Nebst der physischen Rehabilitation musste er sich umschulen lassen. Es ist kein einfacher Weg, zumal er sich immer wieder auch mit versicherungstechnischen Hürden auseinander setzen muss. Schliesslich entscheidet er sich für eine Umschulung zum Fahrlehrer und bietet fortan seine Dienste für Menschen mit und ohne Handicap an: «Eine bereichernde Aufgabe.» Martin Bieri kann nicht vollzeitlich als Fahrlehrer arbeiten und geht regelmässig in die Physiotherapie. Als Mensch mit Handicap sei der Alltag anstrengend und man brauche länger für die Erholung.

Der Verein www.ufstah.ch bietet Menschen in schwierigen Gesprächen Unterstützung an.

Aktuell denkt Martin Bieri über die Idee nach, ein Buch über seine Zeit nach dem Unfall zu schreiben: «Es gibt sehr viele Themen und Erlebnisse, über die man als Unfallopfer berichten kann.»

Verein Tag der Kranken

Der Tag der Kranken ist ein gemeinnütziger Verein, der 1939 gegründet wurde. Die 38 Mitglieder des Vereins, darunter H+ Die Spitäler der Schweiz, sind sowohl Patientenorganisationen als auch Gesundheitsligen, Fachverbände, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und andere im Gesundheitswesen tätige Vereine und Verbände. Der Tag der Kranken sensibilisiert die Bevölkerung jährlich zu einem Thema aus dem Bereich Gesundheit und Krankheit. Er will dazu beitragen, Beziehungen zwischen Kranken und Gesunden zu fördern, Verständnis für die Bedürfnisse der Kranken zu schaffen und an die Pflichten der Gesunden gegenüber kranken Menschen zu erinnern. Zudem setzt er sich für die Anerkennung der Tätigkeiten all jener ein, die sich beruflich und privat für Patient:innen sowie für Kranke engagieren. Der Verein finanziert sich über Mitgliederbeiträge und Spenden.

Mehr Infos: www.tagderkranken.ch

Beitragsbild: Martin Bieri in der Rehaklinik Bellikon (Quelle: zvg/Martin Bieri).

   

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